Neuerdings wollen alle ihre Routinen optimieren. Aufstehen, pinkeln, duschen, frühstücken, Zähne putzen und auf Arbeit fahren heißt jetzt zum Beispiel „Meine Morgenroutine“.
Es ist ganz wichtig, dass die Routinen optimiert werden, da gibt es doch sicher den einen oder anderen Algorithmus, am besten nach Anleitung von Marie Kondo die Schlüpper vorsortieren, damit es sich morgens besser reinschlüppt. Das verbessert die Morgenroutineerfahrung, da kann man stolzer drauf sein, selbst geschafft. Morgenroutineerfahrung klingt nicht umsonst nach einer pseudohippen Webdesignbude, schließlich hat man die Algorithmen optimiert, man seift den Bauch linksdrehend ein, aus Achtsamkeit und außerdem kann man sich dabei ja zugucken, also die Morgenroutinenerfahrung des Benutzys studieren und das ist ja fast schon irgendwie wie auf Arbeit in eben der pseudohippen Webdesignbude. Dort stehen dann Bärtige während ihrer Scrumroutine beieinander und optimieren den Output von Frank, der hat auch kaum Bart. Kämpft aber.
Mir ist das alles etwas fremd, bereitet es mir doch eher Kopfzerbrechen, aus Routinen wieder auszubrechen, statt sie zu optimieren.
„Also ich möchte das nicht!“, wiederholt Frau Pinoschka ein winziges Eckchen zu bestimmt und ein wenig zu laut. „Wirklich nicht.“ „Du hast ja aber gar keine Chance, weil ich es ja möchte.“ Herr Pinoschka grinst und fängt noch einmal von vorn an.
„Wenn ich irgendwann sterbe, hoffe ich, dass es dann schon an der Zeit ist, sein Bewusstsein ins Internet zu übertragen. Da kann ich ewig leben und noch die Urenkel und Urururenkel aufwachsen sehen.“ „Und wenn der Strom ausfällt?“, fällt ihm Ehefrau Pinoschka ins Wort, doch Herr Pinoschka macht sich darum keine Sorgen. „Das wird schon nicht passieren, außerdem ist das ja alles so groß und weitläufig angelegt, da findet sich schon ein Eckchen, wo noch Strom ist.“ Er grinst wieder.
‚Er grinst ziemlich oft‘, denkt Frau Pinoschka und findet das Grinsen gerade nicht sehr anziehend. „Hältst du es denn ewig ohne mich aus? Nicht nur ein paar Tage oder Wochen, nein, ewig! Weil ich, ich möchte das nicht! Auf mich musst du dann schon verzichten!“ Sie lehnt sich zufrieden zurück, auf dieses hervorragende Argument hat noch kein Mann eine überzeugende Antwort gefunden.
„Och“, Herr Pinoschka macht eine Kunstpause. „Was och“ will Frau Pinoschka schon ein winziges Eckchen zu scharf und ein wenig zu laut ausrufen, „och, in so einem Computernetz ist alles möglich,“ fährt Herr Pinoschka fort, „zum Beispiel könnte ich dich ja einfach erschaffen. Das sind ein paar Bits und Bytes, ein bisschen Magie, ein wenig Ausprobieren und ein paar Bugs.“ „Ich bin doch kein bisschen Bits und Bytes!“, geht Frau Pinoschka sofort in Habachtstellung, obwohl ihr die Magie durchaus gefallen hat. „Doch nicht du“, wehrt Herr Pinoschka ab, „das Ganze. Wenn mein Verstand schon in dem Ding drin ist und nicht mehr hier draußen, dann müsste es doch ausreichen, wenn man sich die Dinge, die man braucht, einfach vorstellt. Dich zum Beispiel. Ich stelle mir dich vor, so wie ich dich kenne, so wie du bist. Und schon bist du auch im Computer.“
„Was soll ich denn dort, ich kenne mich ja nicht mal mehr mit meinem Geschirrspüler aus!“ Frau Pinoschka ist gerührt von ihrem Mann, dass er sie mit in den Computer nehmen will, einfach so. „Da bleibt von dir aber nur das übrig, was ich von dir kenne und was ich zulasse, du zu werden.“ Herr Pinoschka grinst wieder. „Ich werde natürlich nicht an all unsere Streite denken, die habe ich bis dahin vergessen. Ich muss ja dann die Ewigkeit mit dir verbringen, da lässt man solche Sachen lieber ruhen. Aber nacksch biste wahrscheinlich.“
Sie könnten also auch viel besser dick sein. Deshalb werden um das Jahr 2029 herum dicke Roboter erfunden werden, die dann prustend und schnaufend bei jeder Bewegung am Fließband stehen und sich den Schweiß vom stählernen Gesicht wischen. Hin und wieder ächzen sie und müssen sich setzen, andere Roboter machen heimlich lustige Fotos von den dicken Robotern und ihren Pofalten, die nicht ganz vom Blech bedeckt werden und posten diese Fotos dann in ihren Roboternetzwerken, wo sie ganz viele Likes bekommen und solche Sätze fallen wie: „Keen Wunder, die fressen ja och für drei und machen keen Sport!“
Dabei machen dicke Roboter viel Sport, für Sport sind Roboter ja geradezu prädestiniert. Stupide drücken sie 100kg-Gewichte hoch und wieder hoch und wieder hoch und wieder hoch oder rennen auf dem Laufband zwei Tage geradeaus, welcher Mensch hält denn sowas aus, der würde sich ja langweilen. Roboter schalten dabei einfach ab oder spielen Schach gegen sich selbst, auch das können Roboter nämlich mittlerweile viel besser als Menschen.